Die Refluxkrankheit

Die Refluxkrankheit wird auch “Gastroösophageale Refluxkrankheit” oder auf Englisch “gastroesophageal reflux disease”/ “GERD” genannt. Komplizierte Namen, wie immer, ich weiß. Aber so hast Du es wenigstens mal gehört! Dieses Krankheitsbild wird immer noch sehr unterschätzt, knapp 20-30% der Bevölkerung leiden nämlich unter seinen Symptomen. Dabei wird noch unterschieden, ob es zu einer Läsion in der Speiseröhre kommt (40% der Erkrankten, “ERD”), oder zu keiner Läsion der Ösophagusschleimhaut (60%, “NERD”).

Doch was passiert genau?

Der Mageninhalt zusammen mit der ätzenden Magensäure fließt zurück in die Speiseröhre und kann dort so Einiges anstellen; Die Schleimhaut des Ösophagus wird stark gereizt, kann sich also entzünden (wird dann “Refluxösophagitis” genannt). Das wiederum kann zu einer chronischen Entzündung übergehen und folglich eine Geschwürbildung begünstigen. Wie wir bereits gelernt haben, hat der Ösophagus 3 natürliche Engstellen (Mehr dazu hier in meinem Beitrag zur Speiseröhre allgemein). Wenn nun ein Geschwür oder eine Vernarbung an dieser Stelle entsteht, haben wir eine vierte, nicht natürliche, Engstelle. Die Schleimhaut der Speiseröhre kann allerdings auch versuchen, sich zu schützen, indem sie sich umbaut. Dieses Phänomen nennt man “Barrett-Ösophagus”, er ist eine sogenannte Präkanzerose, also der Wegbereiter zum Karzinom.

Die Speiseröhre, Refluxkrankheit

Entstehung der Refluxkrankheit

Zum Einen kann es an dem Muskel liegen, der zwischen Speiseröhre und Magen liegt. Diese Stelle nennt man Kardia, infolge dessen heißt es also auch “Kardiainsuffizienz”. Das Tor zum Magen steht also auf und somit bleibt die Nahrung nicht im Magen, sondern wird wieder in die Speiseröhre zurück gedrückt.

Zum Anderen kann das ganze Geschehen auch sekundär, also als Folge einer “Vorerkrankungen”, entstehen. Hier kann man beispielsweise starkes Übergewicht (Adipositas, 70% der Fälle), eine Schwangerschaft oder einen Verschluss des Magenausgangs (zum Darm) nennen. Aber auch Völlerei, Stress, häufiges Erbrechen oder zu viel Alkohol und Nikotin können zu einer Refluxkrankheit führen, da dann eine Überproduktion an Magensäure vorliegt.

Symptome der Refluxkrankheit

Natürlich, wir wissen es alle, ist das Hauptsymptom das Sodbrennen. Es beschreibt einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein und/ oder saures Aufstoßen, vor Allem beim Liegen oder Bücken. Meist treten die Symptome nach dem Essen auf, eher schubweise, und können sich tagsüber bessern. Im späteren Stadium können die Schmerzen bereits beim Schlucken aufkommen und von Heiserkeit, Reizhusten oder Halsentzündungen begleitet werden.

Therapiemöglichkeiten

Allgemeinmedizinische Therapie:

Die Ärzte/-innen geben den Betroffenen meist Tipps zur Ernährung und fordern sie dazu auf, (mehr) Sport zu treiben, sich nicht direkt nach dem Essen hinzulegen oder zu bücken und weniger bzw. kein Alkohol und Nikotin zu sich zu nehmen.

Medikamentös wird die Refluxkrankheit mit sogenannten Protonenpumpenhemmern behandelt. Die Protonenpumpen liegen in der Magenschleimhaut und sind für die Produktion der Magensäure zuständig. Das bedeutet also, dass man mithilfe der Protonenpumpenhemmer die Magensäure-Produktion verringert bzw. ganz stoppt. Außerdem gibt es Medikamente, die “H2-Rezeptorantagonisten” genannt werden. Die H2-Rezeptoren liegen auch in der Magenschleimhaut, dort setzt Histamin an und fördert dadurch die Magensäurebildung. Der Wirkstoff der H2-Antagonisten setzt sich an die genannten Rezeptoren und verhindert dadurch das Besetzen durch Histamin. In der Folge wird ca. 50% weniger Säure gebildet. Mehr zur Magenschleimhaut findest Du hier in meinem Beitrag zum Aufbau und Funktion des Magens. Falls es zu schweren Folgen gekommen ist, wie z.B. einer Vernarbung oder Geschwürbildung, kann man dies operativ behandeln lassen. Natürlich sollte jedoch erstmal alles Andere ausprobiert werden.

Alternative Therapiemöglichkeiten:

Ernährung: Bei Übergewicht sollte man natürlich versuchen, das Gewicht so gut es geht durch gesundes Essen zu reduzieren. In den letzten 3-4 Stunden vor dem Schlafengehen nichts zu essen, beugt die Symptome abends/ nachts vor. Außerdem sollte man auf fett- und kohlenhydratreiche Nahrung verzichten und dafür hauptsächlich eiweißreich essen. Dies führt dazu, dass die Muskelfasern am Ende der Speiseröhre kräftiger werden. Ein Kaugummi nach dem Essen zu kauen, fördert den Speichelfluss und bedingt somit eine Spülung der Speiseröhre. Und der letzte Tipp erklärt sich von selbst: Auf säurehaltige Nahrung und Alkohol/ Nikotin verzichten, um dem Körper Zeit zu geben, sich zu regenerieren.

Heilerde/ Basenpulver: Heilerde oder auch Basenpulver kann man kurzfristig nach Packungsbeilage einnehmen, um die Säure in der Speiseröhre bzw. im Magen etwas zu neutralisieren. Es sollte jedoch nicht langfristig eingesetzt werden, da sonst der Magen mit einer vermehrten Säureproduktion reagiert.

Phytotherapie: Heilpflanzen sind eine tolle Nebenbehandlung nach Absprache mit Ärzten/-innen und unterstützen die Genesung. Bei einer Refluxerkrankung kann man  z.B. Leinsamen oder Spitzwegerichkraut zu sich nehmen. Sie dienen als Schutz für die Schleimhäute. Zur Entzündungshemmung kann man Kamillentee oder Schafsgarbe trinken. Nach der Hildegard-Medizin helfen zudem Fenchelsamen-Tabletten vor dem Essen. Kartoffelsaft zu trinken hat auch schon bei so einigen Menschen geholfen!

Akupunktur: Auch hier können ausgebildete Menschen mithilfe von Akupunktur unterstützen. Diese Therapieformen bieten sich immer dann an, wenn es zu einem chronischen Verlauf gekommen ist und die Beschwerden nicht ganz so akut sind.

Hier findest Du noch ein tolles kurzes Video von einem Arzt erklärt.

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