Unser Immunsystem
Ein Überblick
Unser Immunsystem ist für mich eines der Spannendsten und Erstaunlichsten Systeme in unserer Wundermaschine. Es bestimmt maßgeblich, wie wir uns fühlen – und kann uns gesund machen, aber auch chronisch krank in Form einer Autoimmunkrankheit. Wenn Du gern mehr über die Blutwerte der Immunzellen wissen möchtest, schau gern mal hier rein, dort beschreibe ich Dir, wie sich das große Blutbild zusammensetzt.
Wie das Immunsystem funktioniert, wie man es einteilt und was genau zu diesem wunderbaren Konzept gehört, erkläre ich Dir aber jetzt! Also let´s go!
Einteilung des
Immunsystems
Zuerst einmal wissen wir, dass es ein spezifisches und ein unspezifisches System gibt. Das Spezifische hat seine Waffen gegen bestimmte Erreger entwickelt, sodass wir sie bekämpfen können und sie uns sogar merken, damit wir bei einer Zweitinfektion besser gewappnet sind. Wie gesagt, wurde es von unserem Körper entwickelt, es ist also ein erworbenes System und nicht angeboren.
Das unspezifische System dagegen ist etwas gröber, es zerstört alles, was nicht zu unserem Körper gehört und fremd aussieht. Diese Waffe ist angeboren, hier wird nichts von unserer Wundermaschine entwickelt, sondern es besteht bereits bei unserer Geburt.
Des Weiteren können wir unser Abwehrsystem noch in „humoral“ und „zellulär“ einteilen. „Humoral“ bedeutet alles, außer die Zellen, also der flüssige Anteil. „Zellulär“ muss ich wohl nicht erklären, hierzu gehören alle Abwehrzellen, die Leukozyten.
Das unspezifische
Immunsystem
zelluläres unspezifisches System
Fangen wir einmal mit dem zellulären unspezifischen Immunsystem an. Hier haben wir die Granulozyten, die Monozyten und die Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Die Granulozyten sind die wichtigsten unspezifischen Abwehrzellen, denn sie sind sehr aktiv und machen ca. 65% der Leukozyten aus. 95% der Granulozyten befinden sich im Knochenmark und kommen erst raus, sobald eine Immunreaktion von Nöten ist. Die anderen 5% sind für ein paar Stunden im Blut unterwegs, setzen sich danach im Gewebe ab und sterben nach 2-3 Tagen wieder. Wir können die Granulozyten noch in Untergruppen einteilen; Die neutrophilen werden auch Mikrophagen genannt, sind früh bei Entzündungen oder Stress erhöht und phagozytieren (fressen Erreger) sehr viel. Die eosinophilen G. sind die Aufräumer, sie sind also erst spät in der Immunreaktion aktiv bzw. eher bei Parasitenbefall oder Allergien. Zuletzt gibt es noch die basophilen G., welche sich auch „Mastzellen“ nennen, sie sitzen im Gewebe und können bspw. Histamin, Serotonin oder auch Heparin ausschütten.
Die Monozyten bzw. Makrophagen sind Fresszellen, die auch Histamin ausschütten können, sobald sie aktiviert werden. Außerdem phagozytieren sie, genau so wie die Natürlichen Killerzellen, sehr viel.
humorales unspezifisches System
Es gibt viele verschiedene Stoffe, die wir zum unspezifischen humoralen System dazu zählen.
Zytokine und Lysozym
Erstmal fangen wir mit den Zytokinen an; Sie sind Botenstoffe und dienen als Kommunikationsmittel zwischen den Zellen. Beispiele sind Interleukine oder Interferone. Sie werden u.A. von T-/B-Zellen gebildet, aber auch von Makrophagen und Fibroblasten (das sind Bindegewebszellen, die bei der Wundheilung eine große Rolle spielen. Mehr dazu liest Du in meinem Beitrag zur Blutgerinnung). Durch sie werden Leukozyten angelockt und zur Vermehrung bzw. Ausreifung gebracht. Außerdem sind sie zytotoxisch, das heißt auch sie können Erreger vernichten. Ein weiterer Bestandteil des humoralen Systems der unspezifischen Abwehr ist das Lysozym. Dieses Enzym wirkt antibakteriell und befindet sich in unserer Tränenflüssigkeit, aber auch in unserem Speichel.
Komplementsystem
Das Komplementsystem umfasst über 30 Proteine, welche auf den Zellen sitzen bzw. im Serum zu finden sind. Durch Antigen-Antikörper-Komplexe oder Ausschüttung von Akute-Phase-Proteinen kommt es zu einer Kettenreaktion dieser 30 Eiweiße. Das Endprodukt ist die Lyse von Bakterien, eine erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße, die Opsonierung (Markierung) und auch Chemotaxis (Anlocken der Fresszellen).
Akute-Phase-Proteine
Die „Akute-Phase-Proteine“ sind Eiweiße, die in der Leber gebildet werden. Sie sind für die Lokalisation der Entzündung, sowie die Aktivierung des Komplementsystems zuständig. Ein Beispiel wäre hier das CRP (c-reaktives Protein), welches ein wichtiger Laborwert bei der Blutuntersuchung ist. Näheres hierzu findest Du in meinem Beitrag zur Blutdiagnostik.
Gewebshormone
Und nun das letzte Mitglied, die Gewebshormone: Hierzu zählen vor Allem Histamin, Prostaglandin und Bradykinin. Histamin befindet sich in fast allen Gewebszellen und wird von Mastzellen bzw. Makrophagen bei Antigen-Kontakt ausgeschüttet. Es führt zu einer Gefäßerweiterung, einer erhöhten Durchlässigkeit der Gefäße und auch zu einer Verengung der Bronchien. Du hast es sicherlich schon mal im Zusammenhang mit Allergien gehört. Hier ist es der Auslöser für die allergischen Reaktionen. Prostaglandin hat die gleiche Wirkung wie Histamin, hinzu kommt allerdings noch die Kontraktion der Magen-Darm- und Uterusmuskulatur. Bradykinin ist unser Schmerzhormon, welches die Schmerzrezeptoren unseres Körpers erregt, wodurch wir überhaupt erst Schmerz empfinden können.
Das spezifische
Immunsystem
zelluläres spezifisches Immunsystem
Wie bereits erklärt, ist das spezifische Immunsystem auf bestimmte Erreger spezialisiert. Das zelluläre spezifische System besteht aus T-Zellen und B-Zellen. Die Zellen werden im Knochenmark gebildet, bevor sie dann im Thymus (T-Zellen) und im lymphatischen Gewebe (B-Zellen) ausreifen. Sie tragen bestimmte Rezeptoren auf ihren Oberflächen, um die Antigene sofort zu erkennen und dann zu vernichten. Ein Kontakt mit den Erregern (Antigenen) führt zur sogenannten Differenzierung: Die T- und B-Zellen teilen sich und produzieren so die Unterformen; T-Killerzellen, die ganz einfach für die Tötung zuständig sind. Die T-Helferzellen, welche Zellen des unspezifischen und des spezifischen Systems aktivieren, die T-Suppressorzellen, welche die Abwehrreaktion wieder stoppen, und zu guter Letzt die T-Gedächtniszellen, welche über Jahre in unserem Körper bleiben und dafür sorgen, dass der Erreger bei Zweitkontakt sofort vernichtet wird. Die B-Zellen teilen sich zu Plasmazellen, welche die Antikörper produzieren, zu denen wir gleich noch kommen und die B-Gedächtsniszellen, welche für das Immungedächtnis zuständig sind.
humorales spezifisches Immunsystem
Unsere B-Zellen produzieren die sogenannten „Antikörper“ oder auch „Immunglobuline“. Manche nennen sie auch „Gamma-Globuline“. Diese Proteine wurden nach einem Kontakt mit dem Erreger von den Plasmazellen gebildet und haben nun unterschiedliche Aufgaben: Die IgM (Makro-Immunglobuli) sind Hauptbestandteil des Eiters und werden als Erstes bei einer Immunreaktion gebildet. Die IgG (Massen-Immunglobuli) werden erst relativ spät gebildet, machen aber 75% der Globuli aus. Außerdem befinden sie sich in der Lymphe und im Blut. Dann haben wir noch die IgA (Schleimhaut-Immunglobuli), welche als Barriere in Schleimhäuten und der Darmwand funktionieren. Man findet sie außerdem in der Muttermilch! Und zuletzt noch das IgE (Allergie-Immunglobuli), welches bei Allergien und Parasitenbefall erhöht ist und Histamin freisetzen kann, da es an Mastzellen gebunden ist (Die Mastzellen schütten Histamin aus, sobald sie aktiviert werden). Unsere Antikörper/ Immunglobuline binden an ein Antigen (Erreger) und bilden so den „Antigen-Antikörper-Komplex“. Er dient vor Allem der Opsonierung, wobei ein Antigen als körperfremd markiert wird und die Fresszellen somit erkennen, dass sie den Erreger vernichten können. Außerdem neutralisiert er Gifte und führt gleichzeitig auch zur Verklumpung (Aggregation), wodurch die Antigene unschädlich gemacht werden. Des Weiteren kann er Fresszellen anlocken (Chemotaxis).

Hi! Mein Name ist Anna, ich bin gelernte Physiotherapeutin und komme aus dem wunderschönen Hamburg. Ich bin gerade dabei, Heilpraktikerin zu werden und will Dir mit diesem Blog all mein gelerntes Wissen aus dem Unterricht, den Skripten und Fachbüchern näher bringen. Viel Spaß beim Durchstöbern! 🙂