Die vier Allergie-Typen
Wir kommen in die Welt der Immunologie, welche ich persönlich super spannend und faszinierend finde! Wenn man sich mal vorstellt, wie die Natur all diese komplexen Kettenreaktionen und Systeme erschaffen hat, kann man doch wirklich nur staunen, oder?
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Allergie-Typen, welche leider eine Fehlleitung des Immunsystems darstellen. Denn auch das gibt es zu genüge in unseren Wundermaschinen! Let´s go!
Was genau ist eine
Allergie überhaupt?
Eine Allergie beschreibt eine Überempfindlichkeit gegenüber eigentlich harmlosen Stoffen, mit denen wir in Berührung kommen. Entweder durch Hautkontakt, Einnehmen oder durch das Einatmen dieser Stoffe. Für die Entwicklung jeder Allergie ist immer eine sogenannte Sensibilisierungsphase notwendig; Wir benötigen anfangs einen Erstkontakt, damit wir bestimmte Antikörper entwickeln können und diese dann beim Zweitkontakt, oder sogar erst nach Jahren (also nach vielen Kontakten), ihren großen Auftritt bekommen können. Dann findet nämlich die oben genannte Überreaktion (allergische Reaktion) statt. Wir unterscheiden übrigens 4 Allergen-Typen: Inhalationsallergene (z.B. Pollen/ Schimmelpilze), Ingestionsallergene (Nahrungsmittel wie z.B. Nüsse oder Erdbeeren), Kontaktallergene (Z.B. Latex oder Nickel) und Injektionsallergene (z.B. Bienen- oder Schlangengift).
Vielleicht hast Du schon mal etwas von einer „Kreuzallergie“ gehört. Das bedeutet, dass Du beispielsweise allergisch auf Kiwis, Avocados oder Tomaten reagierst, obwohl Du eigentlich „nur“ eine Latexallergie hast. Das kommt daher, dass die Proteinstruktur der Kiwi der des Latex ähnelt. Dein Körper reagiert also nicht nur auf das eigentliche Allergen, sondern auch auf Stoffe, die in ihrer Struktur sehr ähnlich sind.
Allergie Typ I
(Soforttyp)
Bei dieser Reaktion handelt es sich um die häufigste Art. Die Reaktion der Typ I Allergie geschieht sehr schnell und kann auch sehr dramatisch sein (anaphylaktischer Schock, dazu später mehr).
Mechanismus
Beim Erstkontakt mit dem Allergen, sagen wir mal Pollen, werden Immunglobuline (=Antikörper) der Gruppe E gebildet. Wir nennen sie auch abgekürzt „IgE„. Antikörper sind kleine Proteine, die für die spezifische Immunantwort sehr wichtig sind. Sie setzen sich auf sogenannte Mastzellen, das sind große Immunzellen. Wenn wir nun ein zweites Mal Kotakt mit den Pollen haben, verbinden sich die Antikörper (IgE) auf den Mastzellen mit dem Allergen/ Antigen (Pollen), es entsteht also ein Antigen-Antikörper-Komplex. Man kann es sich auch so vorstellen, dass die Mastzellen mit den Antikörpern speziell für das Abfangen der Pollen zuständig sind. Wenn sich die Antigene nun mit den Antikörpern verbinden, schüttet die Mastzelle Histamin aus. Dieses sorgt für folgende Symptome:
Symptome
Die Symptomatik des ersten Allergie-Typen nennt man auch „Anaphylaxie„. Sie kann entweder lokal auftreten oder aber auch systemisch, also im ganzen Körper. Es entstehen Juckreiz, Rötungen und Ödeme. Zudem hat Histamin auch noch eine erweiternde Wirkung auf die Blutgefäße, deswegen kann der Blutdruck abfallen. Des Weiteren hat es eine verengende Wirkung auf die Bronchien, wir können also an Luftnot leiden. Übrigens kann das Asthma bronchiale auch allergisch sein. Hierzu habe ich bereits einen Beitrag geschrieben, schau gern mal rein! 🙂
Komplikationen
Ich denke, jeder hat mal von dem anaphylaktischen Schock gehört. Man hat es auf jeden Fall schon mal in dramatischen Szenen von Filmen gesehen, wenn jemand aufgrund einer allergischen Reaktion fast stirbt oder sogar auf diese Weise umgebracht wird. Der anaphylaktische Schock ist tatsächlich lebensbedrohlich und stellt einen absoluten Notfall dar. Hier treten die oben beschriebenen Symptome dann sehr sehr stark auf, das heißt die Person bekommt keine Luft mehr, der Kehlkopf kann angeschwollen sein oder die Bronchien so weit verengt, dass keine Luft mehr durchströmen kann. Es muss sofort ein Notarzt geholt werden und/ oder Adrenalin (Epinephrin) gespritzt werden.
Allergie Typ II
Diese Art der Allergie-Typen nennt sich auch „zytotoxischer Typ“. Beispiele sind Medikamente, wie Penizilline oder ASS, aber auch falsche Bluttransfusionen.
Mechanismus
Hier besetzt das Allergen bzw. das Antigen die Oberfläche von bestimmten Blutzellen. Dadurch werden wieder Antikörper gebildet, diesmal der Gruppe G und M, also IgG und IgM. Diese Antikörper bekämpfen nun das Allergen samt der körpereigenen Blutzelle, das heißt sie bekämpfen nicht nur den Feind, sondern auch ihre Buddys. Das führt letztendlich zum Zelluntergang und zu folgenden Krankheitsbildern:
Symptome
Die sogenannte hämolytische Anämie entsteht, d.h. wir haben zu wenig rote Blutkörperchen, weil diese von den Antikörpern aufgelöst werden. Es kann zu einer „Agranulozytose“ kommen, was einen Notfall darstellt (Fieber, Schüttelfrost, Nekrosen). Es gibt noch viele weitere Krankheitsbilder, die entstehen können, sie alle zu nennen, wäre allerdings zu ausschweifend.
Allergie Typ III
Der dritte Typ der Allergie-Reaktionen nennt sich auch „Antigen-Antikörper-Komplex-Typ“ oder „immunkomplex-vermittelte Überempfindlichkeit“. Super schöne Namen oder? Typische Allergene sind hier Medikamente aber auch Impfseren. Außerdem können Erreger, wie Streptokokken oder Schimmelpilze, zu einer Allergie Typ III Reaktion führen.
Mechanismus
Hier werden wieder Antigen-Antikörper-Komplexe gebildet, allerdings ohne, dass Mastzellen mit im Spiel sind. Das heißt, der AAK schwimmt frei im Blut herum, deswegen auch „zirkulierende AAKs“. Sie aktivieren das Immunsystem, wodurch Gewebsschäden hervorgerufen werden.
Symptome
Auch hier entstehen wieder eher Krankheitsbilder, als einzelne Symptome. Die sog. „Arthus-Reaktion“ bedeutet Rötung, Schwellung, Ulkus, Blutungen und Nekrosen. Außerdem kann eine Entzündung der Gefäße entstehen, eine Alveolitis (eine Art der Lungenentzündung) oder auch die Serumkrankheit (wenn Impfseren nicht angenommen werden).
Allergie Typ IV
Dieser Allergie-Typ ist, genau so wie der Typ I, sehr häufig anzutreffen. Wir nennen ihn auch „Spättyp„. Hierzu zählen die Kontaktallergien, wie z.B. die Latex- oder die Nickelallergie.
Mechanismus
Der Mechanismus des vierten Typs schließt keine Antikörper ein! Hier sind die T-Lymphozyten die Hauptspieler. Beim Erstkontakt mit dem Allergen werden spezifische T-Lymphozyten (eine Art der weißen Blutkörperchen) gebildet, welche dann sensibilisiert sind. Bei erneutem oder langanhaltendem Kontakt mit dem Antigen aktivieren sie über Botenstoffe die Makrophagen, welche das umliegende Gewebe schädigen. Dies geschieht allerdings erst ein bis drei Tage später, deswegen nennt sich diese allergische Reaktion auch Spättyp.
Symptome
Eine allergische Reaktion der Haut hat wohl jeder schon mal gesehen. Die Haut schwillt an, färbt sich rot und wird wärmer. Außerdem können Pusteln oder kleine Pickelchen auftreten. Das Ganze nennt man in der Fachsprache auch „Kontaktdermatitis„.
Einen super Überblick über die vier Allergie-Typen bekommst Du hier in diesem schönen Video.

Hi! Mein Name ist Anna, ich bin gelernte Physiotherapeutin und Heilpraktikerin und komme aus dem wunderschönen Hamburg. Mit diesem Blog will ich Dir all mein gelerntes Wissen aus dem Unterricht, den Skripten, Fachbüchern und Fortbildungen näher bringen. Denn ich finde: Medizin sollte einfach und verständlich erklärt werden! Viel Spaß beim Durchstöbern! 🙂